HAUSEIGENTÜMER: Frau Rosenbaum, Sie sind Mitglied bei ZeroWaste Switzerland und versuchen, in Ihrem Alltag so wenig Abfall wie möglich zu produzieren. Wie viel Müll hatten Sie im letzten Monat?
FRANZISKA ROSENBAUM: Ich lebe mit meinem Mann in einem Zweipersonenhaushalt und schätze, dass wir im Monat ungefähr einen 17-Liter-Abfallsack füllen. Manchmal ist es viel weniger, dann wieder ein bisschen mehr. Die Abfallmenge hängt von verschiedenen Faktoren ab: wie häufig wir Besuch hatten oder von schönem und schlechtem Wetter und unseren entsprechenden Aktivitäten. Im letzten Monat landeten zum Beispiel vier alte Mountainbike-Pneus im Müll, die wir ersetzen mussten.
Gerade in der Küche entsteht viel Abfall. Wo ist es am einfachsten, mit dem Reduzieren zu beginnen?
Meiner Meinung nach kann man mit einem Kompost schon sehr viel bewirken. So landen Rüstabfälle nicht im Müll, sondern werden kompostiert. In einigen Gemeinden gibt es aber leider immer noch keine Kompostabfuhr. Weiter lässt sich bei Getränken Abfall vermeiden: Wir haben immer zwei bis drei verschiedene Sirupsorten in Glasflaschen zu Hause und kaufen keine PET-Flaschen mehr ein. Das Bier holen wir in Pfandflaschen beim lokalen Getränkemarkt. Nur noch die Milch und Milchersatzprodukte kaufen wir in Getränkekartons, die wir dann sammeln und separat an den dafür vorgesehenen Stellen entsorgen beziehungsweise recyceln lassen.
Küche: Die unverpackt eingekauften Lebensmittel werden daheim in Gläsern aufbewahrt. BILD ZVG
Stichwort Einkaufen: Worauf achten Sie beim Einkaufen, damit nicht zu viel Abfall mit nach Hause kommt?
Ich habe meistens eine grosse Stoffeinkaufstasche mit diversen kleinen Stoffbeuteln und alten Papiertüten dabei, wenn ich im herkömmlichen Supermarkt einkaufe. Diese fülle ich mit Früchten und Gemüse oder auch mit Nüssen und Gebäck. Etwa einmal im Monat kaufe ich in einem Unverpackt-Laden ein und mache dort dann gleich den Grosseinkauf.
Unverpackt einkaufen zu gehen ist nicht jedermanns Sache. Manche finden es unhygienisch, wenn Lebensmittel nicht verpackt sind. Verstehen Sie diese Bedenken?
Ehrlich gesagt kann ich die Bedenken nicht ganz nachvollziehen. Die Lebensmittel stehen im Unverpackt-Laden nie ganz unverpackt da, sondern werden auch in verschlossenen Behältern angeboten. Die Hygienevorschriften müssen genau gleich eingehalten werden. Für mich persönlich hat das Unverpackt-Einkaufen viele Vorteile: kein bzw. weniger Abfall, die Lebensmittel kommen nicht mit Plastik in Kontakt, und man kann von der Menge her genau so viel einkaufen, wie man wirklich braucht. Dadurch lässt sich auch Foodwaste vermeiden. Gerade für einen Singlehaushalt finde ich das Einkaufen im Unverpackt-Laden sehr geeignet.
Die Corona-Krise hat dem Takeaway-Essen und der Food-Heimlieferung einen grossen Schub verliehen. Was ist da zu beachten, damit nicht zu viel Verpackungsabfall anfällt?
Das ist tatsächlich ein schwieriges Thema. Wenn man ein bisschen sucht, findet man vielleicht einen Lieferanten, der ein Mehrwegsystem anbietet. Oder man bringt sein eigenes Gefäss an den Take-away-Stand mit und lässt es auffüllen. Am einfachsten ist es wohl, sich etwas mehr Zeit zu nehmen, um vor Ort zu essen und so den Verpackungswahn zu stoppen.
Weiter hat die Corona-Krise das Selberbacken von Brot gefördert. Das müsste eigentlich ganz im Sinne der Zerowaste-Bewegung sein, nicht?
Ja, natürlich. Auch ich habe während des Lockdowns, aber auch schon vorher, vieles selbst gebacken und mache es auch heute noch. Neben Brot, Kuchen und Süssgebäck stelle ich zum Beispiel Joghurt selbst her, um die Plastikbecher zu vermeiden.
Wie lassen sich Familienmitglieder oder Partner motivieren, darauf zu achten, weniger Abfall zu produzieren? Was sind Ihre Erfahrungen?
Das ist nicht einfach. Meine Eltern und mein Mann sind das beste Beispiel dafür: Sie lassen sich nicht von mir motivieren, und ich habe es aufgegeben! Man muss es selbst wollen. Ein wichtiges Argument, das ich immer wieder bringe, ist, dass man mit weniger Abfall automatisch auch Geld sparen kann. Und weniger Müllsäcke herumtragen muss ...
Zum Schluss: Welches Lebensmittel, das es im Moment nur verpackt gibt, gönnen Sie sich von Zeit zu Zeit?
Da gibt es sogar viele. Mein Leben besteht nicht nur aus Verzicht. Chips mag ich zum Beispiel sehr gerne – und die gibt es bislang nur verpackt. Oder für meine Sport-Hobbys kaufe ich neue und verpackte Gegenstände wie die zu Beginn des Interviews erwähnten Velo-Pneus. Beim Sport möchte ich auch nicht auf meine einzeln verpackten Kontaktlinsen verzichten.